Entwicklung der Bremer Commune
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wir finden uns zusammen (aus unterschiedlichen sozialen Bewegungen kommend) als links-alternative Studentengruppe in den Bremer (Reform)Uni-Streiks der 1980er-Jahre. Wir bauen basisdemokratische Streik-Räte auf und entwickeln in der selbstorganisierten Alternativen Uni (bis zu 150 Beteiligte) ein zusehends ausgefeilteres radikal basisdemokratisches Modell, bringen dies als Liste "Liebevoll Selbstbestimmung Durchsetzen" in den AStA ein.
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in den 1990er-Jahren arbeiten wir in aus der 1968er und folgenden Bewegungen entstandenen Initiativen mit, im 'Sozialistischen Büro', Netzwerk Selbsthilfe e.V., Erzeuger-Verbraucher-Genossenschaft, Solidarische Hilfe u.ä.
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parallel dazu besetzen wir mit hunderten weiteren Menschen das zum Abriss freigegebene, mehrere Hektar große Parzellengebiet am Weidedamm und arbeiten in der Bürgerinitiative um Klaus Möhle (heute SPD) mit, die eine demokratische Struktur der Parzellenbesitzer:innen und später deren angemessene Entschädigungen organisiert. Wir betreiben dort eine kleine Landwirtschaft und (im von uns 'instandbesetzten' Gärtnerei-Haus) Werkstätten, Küche für Alle, Soli-Partys, Theorie-Veranstaltungen, Festivals... 1993 entsteht in der kämpferischen Freiheitsstimmung (an die Pariser Commune 1871 angelehnt), der Name Bremer Commune, den wir nach der Räumung jahrelang für unsere Versuche außeruniversitäre basisdemokratische Selbstorganisationen aufzubauen benutzen - das führt bei der CDU dazu, dass sie schnellstens eine Räumung fordern um Schlimmeres zu verhindern :)
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unsere Weidedamm-Erfahrungen wollen wir fortsetzen, kaufen einen eigenen Hof und mieten das Haus in der Bauernstr. 2, um sieben Jahre annähernd autark zu leben, als Gegenimpuls zu unserer bisherigen eher intellektuellen Kultur.
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ab Mitte der 90er versuchen wir unsere Erfahrungen politisch zu bündeln und gründen den Flügel der 'freundlichen Fundis' innerhalb der Bremer Grünen und versuchen (in Zusammenarbeit mit einem Flügel um Karoline Linnert) durch einen basisdemokratischen Partei-Rat der Verparlamentarisierung entgegenzuwirken - da kommen wir aber leider ein paar Jährchen zu spät...
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parallel dazu beginnt unsere Zusammenarbeit mit der Freien Arbeiter:innen Union (FAU), die zu immer radikaleren Uni-Streiks gegen die Einführung des Bachelor-Studiums und eine Besetzung des SPD-Fraktions-Büros (mit mehreren 100 Student:innen) führt.
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viele Versuche relevante gesellschaftliche Gruppen aufzubauen (u.a. 2002 Mitgründung von attac Bremen mit Sitz zunächst in der Bauernstr. 2, 2005-2007 Organisation von Sozialforen zusammen mit Peter Erlanson und dem 'Lagerhaus', attac-Frühlings-Akademien) folgen, ohne dass wir die Zahl von 150 Aktiven überschreiten können.
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erst durch den US-Soziologen Jeremy Rifkin wird uns klar, dass Geschichte fundamental durch die Anwendung neuer Technologien (für oder gegen menschliche Bedürfnisse) geschrieben wird. Unsere neue Erkenntnis ist, dass sowohl Communities, die eine Humanisierung menschlicher Verhältnisse in den Mittelpunkt stellen, als auch solidarökonomische Firmen als Leuchttürme wichtig sind, um gesellschaftlich tragfähige Alternativen zum kapitalistischen "Staat-Markt"-System (Silke Helfrich) zu entwickeln.
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2014 folgt die Aufteilung in zwei unabhängige Projekte: in das Haus Bauernstr. 2 mit stärkerem Community-Schwerpunkt und das Haus in der Wielandstr. 15 mit stärkerem Schwerpunkt auf solidarökonomischen Firmen.
Die "Bremer Commune" ist Geschichte, die Erfahrungen und Konzepte für eine grundlegende Gesellschaftsveränderung werden in anderer Form weitergeführt.